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Hertersdorf

erste urkundliche Erwähnung:1292 (villa Herterici)
Einwohner 1930:294 (97% Deutsche)
Name in der Mundart:Herteschtoff
tschechischer Name:Horní Houžovec
geographische Lage: N 49°58', O 16°24', 440 m
Nachbarorte von Hertersdorf: Knappendorf, Seibersdorf, Dittersbach, Rathsdorf

Bilder


Oberdorf

Mitteldorf

Foosndnorrn
(Faschingsnarren)

Teilansicht Niederdorf

Altmaterialiensammlung
hinten: Neubau-Haus Nr. 58

... weitere Bilder im Bildarchiv Hertersdorf

Statistik

Einwohner und Fläche
18371850186918801890190019101921193019391950196119801990
Einwohner 386 450 328 313 310 294 282 124986349
davon deutsch 313 285 - - - -
davon tschechisch 0 9
Häuser/Wohnungen 61 73 eingemeindet nach
Wildenschwert
Gemeindefläche [ha] 405

Land- und forstwirtschaftliche Betriebe 1939
Fläche [ha]½-22-55-2020-100über 100
Anzahl 8 17 20 4 -

Ortsbeschreibung und Geschichte

Auf dem sagenumwobenen Goldberg mit seinem Plateau von gutem Ackerland stand die nach dem 30-jährigen Krieg 1648 gepflanzte Friedensfichte, die knörrig und ästig, 28 m hoch, weithin sichtbar zu einem Wahrzeichen des Dorfes geworden ist. Die bis zu 14 m langen Äste des Baumes wurden von der Jugend gerne zum Schaukeln verwendet. Seit 1954 steht dieser Baum allerdings nicht mehr.

Landschaftlich liegt Hertersdorf in einem reizenden Tal, das bald breiter, bald enger wird, bald flachere, bald steilere Hänge hat. Umrahmt wird das Dorf vom Goldberg im Norden und von der Leith im Westen, ebenfalls mit Ackerland auf der Hochfläche. Bei beiden Bergen sind die Hänge bewaldet und laufen in Wiesen und Gärten aus. Im Süden liegt der Getzelberg, von dem Limprich durch den sogenannten Grund getrennt. Zum Osten zu breitet sich das Dorftal aus und steigt zum Steinbergkamm allmählich bis 550 m an. Vom Westen her, von Knappendorf, führt eine Bezirksstraße ins Dorf und geht in einen Dorfweg über, der sich neben einem Bächlein, das in trockenen Monaten beinahe versiegt, durchs Dorf zieht.

Im Winter, wenn Schneelasten Flur und Dächer bedecken, wenn die Wasser gefroren sind, hält das Dorf einen geruhsamen Schlaf. Im Frühjahr wacht es mit laut rauschenden Quellen und sprudelndem Bachlauf, der bei Schneeschmelze zu einem reißenden Gebirgsbach wird, zu einem anmutigen Blütenleben auf. Die Holzhäuschen und Bauernhöfe in ihrer alten Gebirgsbauart, mit dem auf Säulen vorspringenden Dach, das einen brüstungumgebenden Hausgang bildet, sind in Bäumen und Blüten versteckt. Aber auch im Sommer bleibt das Dorf in seiner einsamen Entlegenheit ein schlafendes Dornröschen.

Seine Einwohner waren ein humorvolles, geselliges und fleißiges Völklein, welches keine Standesdünkel kannte. Besucher aus den Nachbardörfern fühlten sich in Hertersdorf wohl, besonders bei Veranstaltungen, bei den Feuerwehr- und Volksfesten bei der Friedensfichte oder bei den Feuerwehrbällen im Winter. Die Landskroner Wandervogel-Gruppe hatte da in den 20er-Jahren ein Landheim gemietet.
Mit Knappendorf und Seibersdorf blieb Hertersdorf in seinem Schicksal stets eng verbunden.

1713 sind 2 Leineweber und ein Schmalzhändler vorhanden. Die Bauern mußten auf dem Meierhof in Langentriebe roboten und zwar sommers wie winters 3 Tage je Woche. 1771 verfaulte das Getreide auf den Feldern. Wurzeln und Rinder dienten als Nahrung. 1772 raffte die Pest viele Bewohner dahin. Aber bis 1850 wuchs der Ort auf 415 Einwohner an.

Hertersdorf, anfangs nach Knappendorf eingeschult, unterhielt bereits ab 1826 eine sogenannte Privatschule, die in Privaträumen untergebracht war. Als aber dann die Schülerzahl von 60 erreicht wurde, war die Gemeinde genötigt 1841 ein großes Lehrzimmer samt Lehrerwohnung zu errichten. Erst 1872 bewilligte man die Errichtung einer einklassigen Volksschule. 1889 wurde der erste Spatenstich zur neuen Schule unterhalb der alten getan, nachdem das Baumaterial bereits kostenlos von den Bauern angefahren worden war. In emsiger Arbeit erstellten die Dorfbewohner den Rohbau auch unentgeltlich. Die Schule mit Lehrsaal, Lehrmittelraum und Dienstwohnung für den Schulmeister war voll unterkellert und wurde noch 1889 in sehr feierlicher Weise kirchlich eingeweiht. Die Gesamtkosten betrugen 5225 Gulden. An Geschenken erhielt die Gemeinde vom Landesausschuß 1600 Gulden, vom deutschen Schulverein 1000 Gulden, vom Kaiser 200 Gulden. Von 1931 bis 1940 war die Schule 2-klassig.

Hertersdorf gehörte zur Pfarrei Knappendorf. Auf der Anhöhe stand das alte Hertersdorfer Holzkirchlein Mariä Heimsuchung aus der Zeit um 1800. Hier wurden zu bestimmten Zeiten Gottesdienste und Gebetsstunden gehalten. Von 1806 stammt die Dreifaltigkeitsstatue.

An Vereinen waren vorhanden: Freiwillige Feuerwehr seit 1910 (1920 baute die Gemeinde ein Spritzenhaus mit Trockenturm für 23.000 Kč), der landwirtschaftliche Casino-Verein, Notschlachtverein, gegenseitiger landwirtschaftlicher Feuerversicherungsverein in Naturalien, 1928 der Deutsche Kulturverband. Die Gemeinde besaß auch einen Ortsbildungsausschuß und eine Gemeinde- sowie Schulbücherei. Sie besaß eine Poststelle, eine Bushaltestelle und private Wasserleitungen. Sie besaß weiters je 2 Lebensmittelgeschäfte, Gasthäuser, Schuhmacher und je 1 Faßbinder, Wagner und Fuhrbetrieb.

Am Gnod-Samstag 1930 brach beim Kuchenbacken ein Feuer aus. Es brannten innerhalb von 2 Stunden 10 Häuser und 1 Schuppen ab, die zum Teil noch im selben Jahr und die übrigen im nächsten Jahr wieder aufgebaut wurden. Am Sonntag strömte eine riesige Menschenmenge ins Dorf um die Verwüstungen zu sehen und spendete dabei 1700 Kč. Die große Spendenaktion erbrachte 115.000 Kč.

Kam ein Gewitter, so zündete die Bäuerin die geweihte Kerze an und alle Hausleute versammelten sich in der Stube, wo die Kerze in einem Leuchter auf dem Tische stand und beteten zum hl. Florian, dem Schutzpatron gegen Feuersgefahr.
Während der Nacht, wenn das Dorf schlief, machte der Nachtwächter bis 1927 seine Runden. Zum Zeichen daß er wirlich wachte, mußte er von 23 Uhr bis 3 Uhr jede Stunde mit seinem Horn blasen und ausrufen. Im Halbschlaf hörten ihn die Bewohner und fühlten sich geborgen.

Der letzte Bürgermeister von Hertersdorf war Josef Hübl bis zu seiner Absetzung durch die tschechischen Besatzer im Mai 1945, letzte Schulleiterin war Margarete Papouschek.



Karte

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