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Geschichte von Stadt und Kreis Landskron - 1285 bis 1421

Erste urkundliche Zeugnisse

Den ersten schriftlichen Quellen nach war der Schönhengstgau um 1000 n. Chr. nur entlang der Steigen und Wasserläufe dünn besiedelt, ansonsten dicht bewaldet und menschenleer.

Bruno von Schaumburg In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts kamen deutsche Siedler aus dem Westen und Norden - vor allem aus Mainfranken - auf den Ruf des Königs von Böhmen, Ottokars II. aus der Dynastie der Przemysliden, sowie des Olmützer Bischofs Bruno von Schaumburg ins Land. Sie rodeten den fast undurchdringlichen Urwald zwischen Böhmen und Mähren, der mit einer Breite von ca. 40 km, zahlreichen Hügeln und sumpfigem Boden Jahrhunderte als Grenzwald zwischen beiden Ländern diente, durch die Vereinigung von Böhmen und Mähren unter einem Herrschaftshaus aber nun nicht mehr benötigt wurde.

Um 1250 ist die Gründung von Zwittau durch den Bischof belegt, der die Stadt "um des lieben Friedens willen" im Jahr 1256 an das Kloster Leitomoschl übergab. Zur gleichen Zeit begann die Besiedlung der gesamten Zwittauer Hochmulde. Die ersten Dörfer, die uns urkundlich bezeugt sind, waren Hermersdorf (1266) und Heinzendorf (1270).

Die erste urkundlich einwandfreie Erwähnung der Herrschaft Landskron-Landsberg finden wir in der am 23.10.1285 zu Prag gegebenen Urkunde RB II 586. Böhmens König Wenzel II. übertrug darin seinem Stiefvater Zawisch von Falkenstein aus dem Geschlecht der Witigonen diese Herrschaft, die Burg Landsberg, dann die Stadt Landskron mit allen dazugehörigen Burgen und Dörfern, wie sie einst Ulrich von Dürnholz und Hermann von Osteh besessen hatten. Zawisch fiel jedoch beim König in Ungnade und wurde 1290 enthauptet. Im Jahre 1292 schenkte König Wenzel seine ostböhmischen Güter schließlich dem Kloster Königssaal bei Prag.

Was aber fanden die wagemutigen Siedler nach ihrer langen Reise am Ziel vor? Den größten Teil des Gebietes bedeckte dichter Wald. Sicher war es ein Mischwald. An den Bächen gediehen Weisen, Sumpfland füllte die Niederungen und über diesen Sümpfen lagerten häufig dichte Nebel. Verkehrswege, besser gesagt nur Verbindungspfade querten den Grenzwald: von Süden kommend durch das Landskroner Becken nach Norden in Richtung Breslau ziehend; vom Osten das Zohseetal aufwärts, weiter, den Nord-Süd-Pfad kreuzend, dem Tal der Stillen Adler zu und nach Prag. Einen weiteren, den sogenannten Triebetalweg, entlang der Mährischen Triebe, über die Triebitzer Senke zur Böhmischen Triebe, gegen das Landesinnere Böhmens führend. An diese Pfade erinnern die beiden Wachberge und die Wache oberhalb der Triebitzer Senke. Unsere Vorfahren fanden höchstwahrscheinlich von den einst hier sitzenden Grenzwächtern und Wildhütern in ganz bescheidenem Umfang angelegte Rodestellen. Diese Wächter mußten sich Unterkünfte und Äcker als Lebensgrundlage geschaffen haben. Die Namen mit Triebe lassen das vermuten, denn sie werden von treiben, Wald abtreiben, roden abgeleitet.

Die Kundschafter der Siedler entdeckten aber wohl auch auf einer exponierten Kuppe, die auf 2 Seiten von einem Bach umflossen wird, einen eiförmigen Wallring aus der Jungsteinzeit, der sie veranlaßte, an diesem Ort ihre Stadt Landskron zu errichten. Diese Wallanlage der Michelsberger Kultur und damit die Innenstadt Landskrons weist folgende Maße auf: Fläche 7,35 ha, Umfang fast 1000 m, Durchmesserpaar 390 m und 240 m.

26 km südlich besteht heute noch eine solche, allerdings etwas kleinere Wallanlage, die Mariendorfer Schanze; ihr Durchmesserverhältnis gleicht dem der Landskroner Innenstadt. 27 km südöstlich liegt Müglitz mit seinen Fundstellen aus jener Zeit. 17 km nordwestlich weiß Wildenschwert ebenso mit Funden aufzuwarten. Und südwestlich im nahen Thomigsdorfer Kirchwald wurde eine gelochte Steinaxt aufgelesen, die beweist, daß sich im Landskroner Becken vor rund 4000 Jahren Menschen bewegten. Die Entdeckung der Landskroner Wallanlage um 1220 wurde den Nachkommen sicherlich übermittelt, wobei man idealisierte. Der Landskroner Gründungssage nach, lies ein neuer König des altdeutschen Volksstammes der Hermunduren drei feste Burgen bauen. Die erste Burg war Grulich, die zweite Burg nannte er Landskron, denn diese sollte seine kostbare Krone, die Landeskrone, verwahren. Die dritte Burg wurde auf einer Uferhöhe der Stillen Adler angelegt, von wo aus der König ein gutes Stück seines Landes überblicken konnte: darum wurde sie Landsberg genannt.

Doch nun zur Chronologie der urkundlich entnehmbaren Ereignisse:

1220 Hermann von Osteh ist erster Grundherr der Herrschaft Landskron. Die Besiedlung erfolgte im Auftrag des böhmischen Königs Ottokar I.
1227 Erste Erwähnung von Lichwe.
1249 tritt Wilhelm von Dürnholz mit seinem Bruder Hermann das damalige südmährische Dorf Nikolsburg an Heinrich von Liechtenstein ab. Zumindest Wilhelms Sohn Ulrich wurde dafür offensichtlich mit der Herrschaft Landsberg entschädigt. Ulrich treibt die Kolonisation weiter voran. Wilhelm, letzte Nennung 1265, lebt weiter in Wildenschwert (Wilhelmswert), dessen Sohn Ulrich in Ulrichsdorf Dreihöf und wahrscheinlich die Söhne Margaretes, der Schwester Wilhelms, in Knappendorf und Siegfried in Seibersdorf.
1267 Erste urkundliche Erwähnung von Lußdorf als Lubnik: Borso von Riesenburg gründete am 26.4.1267 das Kloster Marienkron. Die Stiftungsurkunde für dieses Augustiner-Ermemitenkloster wurde in Lubnik gefertigt.
1273 bis 1285 kommt die Herrschaft zurück in Königshand.
1285 bis 1290 ist Zawisch von Falkenstein als Herr belegt. In der Schenkungsurkunde vom 23.10.1285 werden unsere Stadt Landskron und die Burg Landsberg erstmals genannt.
1289 zählt Landskron zu den befestigten Orten (castra et munitionis)
1290 bis 1292 wieder königlich
1292 sind folgende Orte unseres Kreises erstmals angeführt: villa Ulrici (Dreihöf), Ditrichsbach (Dittersbach), villa Michaelis (Michelsdorf), villa Herterici (Hertersdorf), villa Sifridi (Seibersdorf), Chappendorf (Knappendorf), Ribna (Riebnig), Kunigsfelt (Königsfeld), Heruici villa (Klein Hermigsdorf) und Schurowa (Rathsdorf),
1293 taucht ein Marquardus (Markwart, Grenzhüter) de Czankowicz (vielleicht (Tschenkowitz als Zeuge des Leitomischler Klosteres auf. Bereits vor 1300 stand die der Seligen Jungfrau geweihte Kirche Mariae Verkündigung an der Stelle unserer Dekanalkriche.
1300 Erste Erwähnung von Pfarrei und Schule in Landskron
1304 zählt die Urkunde weitere Orte erstmals auf, die König Wenzel II. zusammen mit Landskron dem Kloster Königssaal bei Prag geschenkt hatte: Jansdorf (Tschernowier), Brevis Tribovia (Hilbetten), Sichlingsdorf (Sichelsdorf), Zasow (Zohsee), Albrechtsdorf (Olbersdorf), Czunkendorf (Tschenkowitz), Reinprechtsdorf (Adlerdörfel), Waltersdorf (Neudorf), Jacobsdorf (Jokelsdorf), Jansdorf (Nieder und Ober Johnsdorf), Rudolfsdorf (Rudelsdorf), Tamichsdorf (Thomigsdorf), Tirpings (Türpes), Lucow (Lukau), Voitsdorf (bei Sichelsdorf) und Cigenfuz (Ziegenfuß). In dieser Urkunde sind noch weitere Ortschaften mit deutschen Ortsnamen erwähnt, die vornehmlich in der Hussitenzeit ausgelöscht und teilweise erst später wieder von tschechischen Siedlern bewohnt wurden: villa forensis Wilhemsuerd, villa Cuncendorf, Liwental, Ritow, Ritow Bohemicalis, Gerhardsdorf, civitas Tribouia, Longa Tribovia, Herbortsdorf, Hermannsdorf, Wiprechtsdorf, Gablona villa forensis, Perchtoldsdorf, Ludmirsdorf, Wernhersdorf, Waltersdorf, Petirsdorf und Rottenwazzer. Die Burg Landsberg im Durchbruchstal der Stillen Adler und Treibitz mit dem wichtigen Übergang der Triebitzer Senke hat König Wenzel II. in seiner Hand behalten. Ober-, Mittel- und Nieder Lichwe gehörten einst zur Herrschaft Brandeis.
Die Namensfülle zeigt, daß die deutsche Rode- und Siedelaktion im Schönhengstgau zu Beginn des 14. Jahrhunderts im wesentlichen abgeschlossen war.

Die Königsaaler Klosterbrüder sollten an ihrer Herrschaft wenig Freude erleben, da sie vom Kloster viel zu weit entfernt lag. Dieser Umstand lud immer wieder beutelüsterne Adelige ein, sich dieser Gegend zu bemächtigen; die Bevölkerung hatte unter den Plünderungen schwer zu leiden.

1332 Aus einer Urkunde vom 13.7.1332 ist ersichtlich, daß Landskron eine recht bedeutende Stadt gewesen sein muß, die auch am Tage des heiligen Matthias einen Markt abhalten durfte. Landskron war eine Stadtgründung mit Magdeburger Recht.
1349 erscheint Landskron als eine mit Mauern umgürtete Stadt. Damals war Landskron die einzige befestigte Stadt im Umkreis.
1350 Erste Nennung des Dekanats Landskron.
1358 Silbergroschen, gefunden bei Rathsdorf Durch das Streben des Klosters, seinen entfernt gelegenen Besitz gegen einen näherliegenden zu tauschen, gelangt 1358 das Bistum Leitomischl in den Besitz der Herrschaft Landskron-Landsberg mit Ausnahme der Dörfer Türpes und Ziegenfuß.

rechts im Bild ein bei Rathsdorf gefundener Silbergroschen aus dieser Zeit

1368 vollendet der Landskroner Johann von Troppau sein berühmtes Evangeliar.
1371 Peter von Brünn Der in Nieder Johnsdorf geborene Peter Wurst (Jelito), als 4. Bischof von Leitomischl Grundherr seiner Heimat Landskron, errichtet in der Vorstadt am unteren Tor ein Augustiner-Chorherrenstift. Die Klosterkirche wurde dem heiligen Nikolaus und der heiligen Katharina konsekriert. Von 1378 stammt die gotische Marien-Hallenkirche, später dem St. Wenzel geweiht. Abgebrannte Häuser schafften 1390 Raum für die neuen Klostergebäude bei der St. Wenzelskirche im Stadtinneren.
1401 erscheint erstmals ein Rektor der Landskroner Schule.
1412 wandelt Bischof Johann IV. die Robot um in jährlich zu zahlenden Zins (20 Groschen je Hufe) u.a. für Michelsdorf, Klein Hermigsdorf, Rathsdorf, Riebnig.
http://www.kreis-landskron.de/