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Geschichte von Stadt und Kreis Landskron - 1622 bis 1781

Herrschaft der Liechtensteiner

1622 kommt Landskron unter die Herrschaft der Fürsten von und zu Liechtenstein. Zur Herrschaft gehören nun auch Triebitz und Lichwe. Das Schloß wird Sitz des liechtensteinischen Wirtschaftsoffiziers und der liechtensteinischen Ämter. Herrschaftsverwalter sind die Amtmänner und Oberamtmänner. Das Meierhofwesen und die Forstwirtschaft blühen auf.

Der Lukauer Meierhof wird angelegt; drei dort ausgesiedelte Bauern besiedeln Dreihöf.

Die gesamte Bürgerschaft wurde entwaffnet. Landskron verlor sämtliche Privilegien, die freie Ratswahl wurde verweigert, die Hochgerichtsbarkeit abgesprochen und einem Fürstenrichter übertragen, der den Dorfrichtern gleichgestellt war und der dem liechtensteinischen Hauptmann die Rechtsfälle vorzutragen hatte. Der Bürger wurde dem untertänigen Bauern gleichgestellt und damit ebenfalls robotpflichtig.

Das Haus Liechtenstein führt den Katholizismus wieder ein.

Zu Pfingsten verursachen liechtensteinische Dragoner einen Brand, der die ganze Landskroner Innenstadt einäschert.

1623 wurden alle evangelischen Prediger und Schulmeister vertrieben. 2 Jesuiten hatten wenig Erfolg: nach zweijähriger Tätigkeit betrug die Zahl der Übergetretenen nur 5 plus 20 Brautpaare, die sonst nicht hätten heiraten dürfen.
1625 löst ein weltlicher Seelsorger die Jesuiten ab. Die Stadtpfarrei dehnt sich aus auf Ober Johnsdorf, Nieder Johnsdorf, Olbersdorf, Zohsee, Thomigsdorf, Türpes, Lukau, Ziegenfuß, Rudelsdorf, Triebitz, Klein Hermigsdorf, Sichelsdorf, Michelsdorf und Dittersbach.
1626 erläßt der Fürst eine Verordnung, in der verschiedene, teilweise sehr harte wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen für die Einwohner von Landskron und Umgebung angedroht werden, die sich weigern, zum katholischen Glauben überzutreten. Die liechtensteinischen Beamten und die in Landskron liegenden Soldaten treiben die Bevölkerung in die Kirche zu den gottesdienstlichen Handlungen und setzen die Widerspenstigen ins Gefängnis. Die Bekehrung des Weibervolkes sei noch besonders nötig, da es störrisch am alten Glauben festhalte.
1628 folgte das Glaubenspatent:
    "Es soll jeder Bürger und Untertan aus er Stadt und den Dörfern der Herrschaft Landskron mit Weib, Kind und Gesinde, und überhaupt jeder einzelne Bewohner, niemand ausgenommen, unverzüglich der katholischen Religion beitreten. Wer dies nicht tun will, soll im Laufe von 6 Wochen seinen Grund und Boden verkaufen und auswandern, wohin es ihm beliebt.

Erster genannter liechtensteinischer Fürstenrichter C. Hanus. Dieses Amt verschwindet noch im selben Jahrhundert wieder.

1629 zählt die Stadtpfarrei 3530 Katholiken, 177 Andersgläubige und 1900 Kinder.

Es entsteht das fürstliche Bräuhaus.

1630 Der Fürst bewilligt jährlich 100 Gulden zur besseren Erhaltung von Kirche und Schule.
1631 verpflichtet sich der Stadtrat, keinen in der Stadt zu dulden, der nicht von Herzen der katholischen Religion zugetan sei.
1634 suchten kaiserliche Kriegsvölker von Schlesien her das Landskroner Gebiet heim und plünderten. Handel und Verkehr stockten.
1635 legten alle die Beichte ab und kommunizierten. Nun erhielt die Stadt ihre Privilegien zurück.
Die wegen ihrer Religion entlaufenen gründen Rixdorf, das spätere Berlin-Neukölln.

Die beiden Gemeinden, die Innenstadt und die 2 Vorstädte werden wieder vereinigt und haben auch wieder nur ein Gericht.

1637 kam Graf Schwarzenberg mit 18 Kompanien Reitern.
1638 erhält die Schmiede-, Schlosser-, Büchsenmacher-, Büttner- und Wagnerzunft ihre Privilegien in deutscher Sprache verliehen.
1639 Vergeblicher Versuch der Schweden, Landskron zu überrumpeln. Sie schießen aber ein paar Häuser in Krottenpfuhl zusammen.
1643
-1648
drangen im Juni 1500 schwedische Reiter in Landskron ein, plünderten und nahmen auch Dorfbewohnern, die in der Stadt Schutz gesucht hatten, ihr Habe, beluden damit deren Wagen und fuhren alles davon. Einige Männer mußten auch noch das geraubte Vieh treiben helfen.
Bald suchten kaiserliche Truppen die Stadt heim. So ließen die Schweden ab Juli eine Besatzung von 60 Mann in der Stadt, von denen die Bürger sogleich erpreßt wurden.

In Thomigsdorf wurden der Sohn des Erbrichters und 2 Bauern tödlich verwundet, als sie verhindern wollten, daß Vieh weggeführt wird. Die Bauern von Adlerdörfel erschlugen einen und vertrieben die anderen schwedischen Reiter, die versucht hatten, Pferde zu nehmen.

Die Kaiserlichen hatten einen Posten in Sichelsdorf. Durch diese Lage entwickelte sich in der Gegend ein richter Kleinkrieg.

Von Sichelsdorf aus drangen 300 Kroaten in die Vorstadt ein, beschossen die Basteien am unteren Tor, konnten aber keinen Sturm wagen, da sie zu kurze Sturmleitern besaßen. Kurz darauf trafen die Kaiserlichen mit 6 Kanonen, mußten jedoch nach dem Verlust von 14 Mann wieder abziehen.

Die Schweden verließen Landskron. Die Kaiserlichen erzwangen erst Einlaß in die Innenstadt, als sie begannen, das obere Tor anzusägen. Die Furcht war begründet. Die Kaiserlichen plünderten; sogar die Kirchenglocken mußten ausgelöst werden, auch die Dörfer mußten sich loskaufen. Die Menschen wurden drangsaliert. Die ganze Stadt war mit Kriegsvolk überfüllt, dazu mit Vieh, das für die Söldner mitgetrieben werden mußte. Die Soldaten nahmen nicht nur das Getreide, sie zerstörten auch die Mühlen. Die Bevölkerung atmete bei deren Abzug im Oktober trotz Hungersnot auf, leider wieder nur für kurze Zeit. Im Jänner des folgenden Jahres lagen 3 Regimenter im Landskroner Gebiet im Winterquartier.

Das ganze Jahr über erfolgten Truppendurchmärsche. Die Kaiserlichen zogen am 1.7.1647 ab.

Wenig später begehrten 200 schwedische Reiter Einlaß in die Stadt. Sie steckten die Stadttore in Brand, ließen die Zugbrücken herab, drangen ein, raubten und verwüsteten alles derart, daß im Rathaus keine Türe oder Truhe ganz blieb; Kirche und Bürgerhäuser erlitten das selbe Schicksal. Mangels einer bekannten Ratsperson setzten sie 3 alte Leute ins Gefängnis, um für deren Freilassung eine hohe Geldsumme erpressen zu können. Schanzknechte und dauernde Geldzuweisungen wurden verlangt.

Nach einem kurzen Zwischendrama durch die Kaiserlichen erschienen am 7.1.1648 neuerding die Schweden auf dem Schauplatz. Sie zündeten eine Reihe Höfe in der oberen Vorstadt an. Einmal führten sie 40 Pferde, 419 Rinder, 1341 Schafe, 53 Schweine und 59 Ziegen fort. Der Stadt waren auch 2 Geschütze aus Messing genommen worden.

Hertersdorfer Fichte Die Feuersbrunst vom 9.7.1645 hatte die Pfarrkirche, das Schloß, den Meierhof und 13 Häuser in der Vorstadt verzehrt. 3 Glocken und das Uhrwerk waren zerschmolzen, 3 Altäre und die Orgel wurden zerstört. Die Stadt war durch die Kriegsdrangsale verarmt. "Das währte so bis zum Monat November", teilt der Landskroner Chronist mit, "da dann der längst ersehnte heilige Friede zu erblühen und verkündet zu werden begann und der allmächtige Gott das schwere schwedische feindliche Joch gütigst von uns zu nehmen geruhte." Aus diesem Anlaß sollten die Hertersdorfer Bewohner, der Sage nach ein Fichtenbäumchen gepflanzt haben, das noch 1945 als mächtige Fichte im Schönhengster Land bekannt war. (rechts im Bild)

1652 schickte der Rat die beiden Ratsmänner Brutmann und Schindler mit einem offenen Brandbrief in die angrenzenden Herrschaften, für Landskron zu sammeln.
1654 ist laut Steuerrolle in der Stadt Landskron noch ein Viertel aller Anwesen zerstört. Die Einwohnerschaft des Landskroner Gebietes war fast auf die Hälfte herabgesunken. Aus religiösen Gründen sollen nur 14 entlaufen sein, wie der Landskroner Dechant meinte.
1660 bringt man auf dem Rathausturm wieder Uhrglocken an.
1667 Letzter tschechischer Eintrag im Stadtbuch
1674 Erstmals ein Wundarzt genannt.

Als fürstliche Beamte sind verzeichnet: ein Herr Hauptmann, Rentmeister, Burgraf, Kastner (er verrechnete das Getreide), Waldbereiter (ihm unterstand das Forstwesen), Kontributionseinnehmer, Hofbinder, Torhüter, Hopfenmeister, Fischmeister, Röhrenmeister, Gärtner und Fürstenrichter; ihnen standen Gehilfen zur Seite

1676 wird das fürstliche Branntweinhaus errichtet.
1678 entsteht das Gesundheitsbad beim Königsfelder Brünndl, Annabad.
1680 Landskroner Pestjahre (bis 1681). Alle Priester und viele Vornehme wurden dahingerafft.
1681 Zum Dank für das geglückte Überstehen der Seuche stiftet der Erbrichter Resler die auf einer Säule thronende Pieta in Zohsee.
1683 Die Verhandlungssprache der Ratsherren ist wieder Deutsch allein.
1684 entsteht die rund 7 Meter hohe Pestsäule auf dem Landskroner Stadtplatz.

Eine Böhmisch Trübauerin wird auf der Landskroner Richtstätte wegen eines Verbrechens durch das Schwert gerichtet. Das Scharfricheramt, zu dem ein eigenes Haus gehörte, ging vom Vater auf den Sohn über.

1687 Auf der Gemarkung des ehemaligen Waltersdorf wird Neudorf angelegt.
1688 Da ein Wildenschwerter wegen Diebstahls zur Hinrichtung verurteilt worden war, mußte der baufällige Galgen renoviert werden.
1696 verschied der Landskroner Dechant Wenzel Franz Zimprich und hinterließ eine Stiftung zur Erbauung der jetzigen Annakirche, die 1700 bis 1705 entstand.
1697 kamen die Augustinerchorherren wieder nach Landskron zurück. Sie besetzten die Dekanalkirche und die Spitalkirche, sowie die Filialen Sichelsdorf, Rudelsdorf, Thomigsdorf und Lukau. Zu ihrem Kirchspiel gehörten weiters Nieder Johnsdorf, Ober Johnsdorf, Olbersdorf, Zohsee, Ziegenfuß, Königsfeld und Klein Hermigsdorf. Sie gründeten kirchliche Korporationen und Bruderschaften, sie schaffen Kirchenfahnen an und lassen eine große Anzahl von Statuen aufstellen.
1698 erneuern die Scharfschützen ihre Gesellschaft. Der Fürst zeichnete sie mit einem silbernen Wappenschild aus, das dem jeweiligen Schützenkönig umgehängt wurde. Musik geleitete ihn nach Hause. Die Schießstätte lag beim unteren Tor in den Schanzen, in den Wallgräben. Man lud die Schützen auch zur Jagd nach schädlichen Tieren ein. In jenem Jahr blieben auf der Strecke: 7 Fischottern, 1 ziemlich großer Wolf, 1 Wildschwein, 20 Füchse, viele große Adler, einige große Hirsche und gegen 25 Rehböcke.

Vorarbeiten zum barocken Neuschloßbau auf dem Schloßberg, dem bau- und kunstbeflissenen Fürsten Johann Adam Andreas hatte Landskron so sehr gut gefallen, daß sein gewaltiges sechsgeschossiges Sommerpalais hier entstehen mußte.

1699 8.6. Baubeginn des fürstlichen Prunkschlosses. Unter Anwesenheit des Fürsten erfolgte die Grundsteinlegung. Die Anlagen zierte ein Teich, der von einer Quelle gespeist wurde; sein Ausmaß betrug rund 55 Meter im Geviert.

Der Baumeister Antonio Sala erstellte gleichzeitig die fürstliche Malzdörre (1701).

Bei Olbersdorf brannte man den nötigen Kalk. Je 50.000 Ziegel mußten Hohenstadt, Eisenberg und Mährisch Trübau heranschaffen. Steine lieferte der Moleteiner Steinbruch.

1705 Tor zur Dechantei von 1705 wird der Bau wegen der Rebellion in Ungarn eingestellt.

Anstelle des alten Pfarrgebäudes entsteht die Probstei, später Dechantei genannt (Rechts im Bild deren Einganstor).

1708 Die Bauarbeiten am Schloß gehen weiter.
1712 25.6. Neueschloß 1713 Fertigstellung des Lustschlosses.
1713 Aus den seit den Hussitenkriegen nur mehr pro forma geführten zwei Herrschaften Landskron/Landsberg wird die Herrschaft Landskron.
1714 brennt das Lustschloß aus.

Brückenbau über den Johannisbach beim Untertor.

1715 wird die wegen der Pest abgeriegelte Mährisch Trübauer Bevölkerung auch von den Landskronern mit Lebensmitteln versorgt.
1717 erhält die Schützengesellschaft vom Fürsten eine neue Fahne aus weißer und grüner Seide mit einer stark vergoldeten Krone der Stadt als Spitze.

Die Kavallerie von Rittmeister Defour überwintert nach den Türkenkriegen in Landskron.

1718 wird das Lustschluß wieder eingedeckt.
1720 Die Straße von Gabel über Landskron und Mährisch Trübau weiter ist als Königsweg geplant.
1723 erscheint erstmals in Landskron der Syndikus, ein geprüfter, besoldeter Jurist.

Am Stadtplatz entsteht der obere Wasserkasten.

Herr Pfarrer F. K. Kormauth schafft durch seine Stiftung die Möglichkeit, von den anfallenden Zinsen arme studierende Lanskroner zu unterstützen.

1725 In Landskron wiederum starke Einquartierungen von Kavallerie.

Das Zunftwesen hat seinen Höhepunkt überschritten. Dagegen beginnt das Handwerk sich in den Dörfern zu entwickeln, in der Stadt das Faktorwesen.

1728 leitet ein Landskroner Maurermeister den Wiederaufbau der kunstgeschlicht interessanten Mährisch Trübauer Kirche.
1733 emigrieren 70 Angehörige der Brüdergemeinde aus der Herrschaft Landskron.
1738 Bauernaufstand.
1741 Im Schlesischen Krieg schloß sich bei Landskron die preußische Armee unter Dessau der schlesischen Armee unter Feldmarschall Graf Schwerin an. Das Regiment Graf Götz ist den ganzen Winter über einquartiert.
1742 Den Preußen folgten österreichische Truppen, ihnen wiederum Preußen die dann von Panduren verdrängt wurden.

In Rudelsdorf erste Kartoffelanbauversuche auf schönhengster Boden.

Die Bürger bauen zur städtischen Brauerei ein neues Malzhaus.

1750 Klee wird angebaut.

Das Landskroner Volk hat sich in den vergangenen 100 Jahren stark vermehrt.

Um 1750 begannen die Bürger, Weihnachtskrippen aufzustellen. In der ruhigeren Winterszeit schnitzte man die Figuren und vergrößerte und bereicherte die Hauskrippe, die im Laufe der Zeit an Breite, Höhe und Tiefe zunahm und sich oft über eine ganze Zimmerbreite erstreckte.

1751 Caspar Artzt Kaiserliche Kürassiere sind in Landskron 1 Jahr lang einquartiert.

J. C. Artzt errichtet eine Stiftung für eine täglich um 10 Uhr zu lesende Messe.

1754 entsteht die Kaiserstraße nach Leitomischl.
1756 Im Siebenjährigen Krieg plündern und rauben preußische Husaren und verlangen Brandschatzung.
1758 Generalfeldmarschall Laudon hält sein Hauptquartier im Landskroner Schloß, 6000 Mann lagern bei Sichelsdorf. Laudon soll auch 3 Tage im Sichelsdorfer Erbgericht gewohnt haben, als Friedrich II. in Mährisch Trübau weilte.

Die Augustinerchorherren müssen endgültig nach Olmütz ziehen.

Der Fürst erklärt sich als Patron der Kirchen und Schulen.

Nach dem Krieg läßt sich das Steinmetzengeschlecht Hahn aus Hessen (Kassel) in Landskron nieder.

1767 Steinerne Brücke in der Lukauer Straße entsteht.
1769 Strafverfolgung geschieht nun von Staats wegen.
1771 Die Häuser werden mit Nummern versehen, in Landskron getrennt nach Stadt, Sichelsdorfer Vorstadt und Michelsdorfer Vorstadt.

Auch in Landskron wirkt sich das schreckliche Hungerjahr aus. Die armen Leute bereiten aus Mehlstaub und Kleie Brot.

1771 Bauernaufstand.

Hofrat Schlesinger läßt in seinem und in seines Sohnes Auftrag in seiner Heimatgemeinde Adlerdörfel die Pfarrkirche erbauen. 1786 stiftet er 500 Gulden zur Unterhaltung des Schullehrers in Adlerdörfel.

http://www.kreis-landskron.de/