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Geschichte von Stadt und Kreis Landskron - 1781 bis 1866

von der Erklärung der Religionsfreiheit bis zum preußisch-österreichischen Krieg

1781 Die Reformen Kaiser Josephs II. heben die Leibeigenschaft auf, beseitigen den Zunftzwang und gewähren Religionsfreiheit. Vom ganzen Schönhengstgau melden nur 40 Tschenkowitzer ihrem Erbrichter, daß sie evangelisch seien; sie hatten ihrem Glauben bisher im Geheimen angehangen.

Joseph Ohnsorg ist erster Gemeinderichter. Er wird 1787 vom Kaiser mit der silbernen Ehrenmedaille ausgezeichnet, 1789 der Sichelsdorfer Erbrichter Wenzel Viktorin.

1784 Neue Rathausturmuhr - die alte an Sichelsdorf verkauft.
1785 Erster Polizeikommissär ist Josef Großpeter
1788 Die Stadt richtet Ziegelöfen ein
1789 wird der Weipersdorfer Hof für 26 Familien aufgeteilt und Koburg genannt. Aus dem Wurzelhof entsteht Laudon mit 24 Dominikalgründen. Die Stadt Landskron kauft sich aus der Grundherrschaft frei. Sie ist nun eine freie Munizipalstadt unter fürstlich Liechtensteinischer Schutzherrschaft. Sie hat das Recht, ohne obrigkeitliche Zustimmung Bürger aufzunehmen oder zu entlassen.

Im Landskroner Meierhof entsteht ein Saatgutspeicher.

1790 Die Tortürme für das obere und untere Tor und ein Teil der starken Stadtmauern werden abgetragen. Die Mädchenschule ist in dem erneuerten Gebäude neben dem Schloß, die Knabenschule im Rathaus.

Die Flur des Ober Hermanitzer Erbgerichts teilt man für 21 Ansiedlerfamilien auf und nennt das Dorf nach dem Landskroner Oberamtmann Riedersdorf.

1792 wird Landskron Garnisonsstadt einer Kompanie des k. k. Infantrie-Regiments Colloredo. Auf Wunsch der Offiziere wurde 1801 die Hauptwache gebaut.
1794 errichtet Christian Polykarp Friedrich Erxleben die erste Apotheke in Landskron.
1798 Landskron überläßt das Grundbuch und das adelige Richteramt über Nieder Johnsdorf und Krottenpfuhl dem Fürsten.

Stadtansicht Landskron von 1798 Johann Venuto fertigt die älteste heute noch erhaltene Zeichnung von Landskron an. Vorne der Talgrund, dahinter von links Annahof, Annakirche, Wenzelskirche und Rathaus, über die Stadtmauer ragen die Giebel der Innenstadt, an deren Ende die Turmspitze der dem heiligen Nikolaus und der heiligen Katharina geweihten Kirche auf dem alten Klostergrund zu sehen ist (Vorgänger der Magdalenenkirche); ganz rechts der Schloßbergturm.

1800 Die Schützengesellschaft stellt 9 Freiwillige für Erzherzog Karl.

Erxleben verstand es, das 1793 angeheiratete beträchtliche Vermögen der Landskroner Fabrikantenfamilie Pernikarsch zu vermehren und besitzt nun eine Leinwand-, Leinwandtücheln- und Kattundruckerei, Leinwand-, Tischzeug- und Creaswebere, Färberei, ein Bräuhaus auf 51 Fässer, Branntweinbrennerei auf 8 Kesseln, einen Maststall mit 120 Stück Hornvieh und doppelt so viel Borstenvieh, eine große Zahl von Pferden, Salpeteranlagen, eine sehr gut ausgedehnte, bedeutende und rationell betriebene Musterlandwirtschaft, eine Brettmühle und Walkmühle, einen botanischen Garten, in Prag eine Rostmange und in Wien eine Niederlage seiner Erzeugnisse. 1802 gründet er in Zohsee eine Leinwandfabrik mit Druckerei, dazu 1808 die Leinwandbleicherei, die die ausgedehnteste dieser Art in der Welt gewesen war (20 Hektar). Für Erxleben arbeiten 500 Angestellte.

1804 stellt die Stadt den ersten Arzt an, Med. Dr. Franz Riedel.
1807 Das Chotzen kommende rebellisch gewordene Landwehrbataillon wollte das Schloß in Landskron stürmen, wurde aber durch die Landskroner Scharfschützen im Verein mit der Bürgermiliz und dem Forstpersonal entwaffnet.

Nach der Schlacht bei Aspern (Erzherzog Karl schlug Napoleon) nahm die große Armee ihr Hauptquartier in Landskron. K.k. Freikorps lösten sie ab, im Juni das Armeekorps des Fürsten Hohenzollern.

1810 In Rudelsdorf spendet Pfarrer Müller durch eine Stiftung seinen nächsten armen Verwandten das Lehrgeld bzw. die Brautausstattung.
1811 22 Häuser und das Franziskuskirchlein brennen ab, können aber bereits im Jahr darauf wieder aufgebaut werden. Herr Erxleben gewährt 2000 Gulden zur Unterstützung.
1812 liefern sich napoleonische und österreichische Truppen ein kleines Gefecht auf dem Gebiet der mitteleuropäischen Wasserscheide am obersten Ende von Ober Johnsdorf.
1813 Ch. Erxleben erhält die große Ehrenmedaille mit der goldenen Kette. Erstmals tritt für die Landskroner, Trübauer und Zwittauer Bevölkerung der Name Schönhängstler auf.
1814 die neue Schießstätte in einem alten Ziegelschlag erstellt.
1817 entsteht in Landskron eine staatliche Leinwandeinkaufsstelle auf Befehl der k.k. Hofkammer in Wien. Die Militärverwaltung überträgt dem Manufakturenbesitzer Erxleben die Leitung des Einkaufs.
1818 Prof. Schwarz führt den Grammatikunterricht ein. Erste Pragmatikalklasse
1820 findet eine feierliche Schulprüfung statt. Die Leinwandwalke in Zohsee in Betrieb gesetzt.
1822 besichtigt Erzherzog Franz Karl das Unternehmen Erxleben.
1825 Joseph Langer, 1775-1841 läßt Herr Josef Langer mit Ehegattin Anna und Sohn Johann die St. Magdalenenkirche in reinem Empire erbauen. Die Fertigstellung ist 1827.
1827 Die Hälfte des Stadtplatzes gepflaster.
1828 Die Stadtmaut fällt weg.
1829 Straßenbau Landskron - Zwittau.
1830 Das Rathaus wird ausgebaut.
1831 wird das Badhaus mit Gastwirtschaft eröffnet, desgleichen der Saal Zum Blauen Stern am Stadtplatz, der nun Treffpunkt für Gesellschaften und Bälle ist, wozu vordem das Kratschenwirtshaus auserkoren war.

Christian Polykarp Erxleben stirbt.

1834 26 Scheunen hinter der Annakirche gehen in Flammen auf.
1835 Die Gemeinden werden verpflichtet, Gemeindegedenkbücher zu führen
1836 Stadtverschönerungs-Kommission gebildet.

K.k. Postbriefsammlung in Landskron eingerichtet und 1847 in ein Postamt umgewandelt.

1837 Die Stadt zählt 4713 Einwohner. Der Park bei der Schießstätte angelegt. Die Tuchwalke in Olbersdorf gebaut.

Regelmässige Beschickung der Brünner Märkte durch Landskroner Faktoren.

1838 Die Familie Pernikarz stellt die Erbpostmeister bis 1899, danach staatl. Postamt.
1839 Die Schützengesellschaft erstellt eine uniformierte Schützenkompanie.

In der Spiritusbrennerei Pernikarz-Pirkl steht der erste Dampfkessel.

1842 Die Tormaut wird aufgehoben.

Die Annagasse wird gepflastert.

Als erste Eisenbahnstrecke in unseren Heimatländern wird die Kaiser Ferdinand Nordbahn von Prag über Triebitz, Rudelsdorf, Landskron-Sichelsdorf nach Olmütz zur Verbindung nach Wien gebaut und 1845 in Betrieb genommen (1933 zweigleisig). Das zweite Eisenbahntunnel auf dem europäischen Festland wird 1842-45 zwischen den Stationen Treibitz und Rudelsdorf gegraben (1931 umgebaut). Fachleute bezeichnen den Bau als den kühnsten und schwierigsten des Staates, denn es gab Tage, an denen der ganze Fortschritt streckenmäßig nur 1 cm betrug.

1845 Triumphbogen an der Böhmisch-Mährischen Landesgrenze zwischen Sichelsdorf und Budigsdorf Am 20.8 eröffneten die Lokomotiven Olmütz und Prag mit den erzherzöglichen Ehrengästen Franz Karl und Josef den Verkehr, der ab 1.9. regelmäßig wurde. Die Fürsten von Schwarzenberg und von Auersberg weilten bereits 3 Wochen vorher in Landskron, um den Empfang seitens der böhmischen Stände zu organisieren. Am 19.8. nachmittags brauste der Zug mit den Gästen in die Station Sichelsdorf ein, wo sich das Schützenkorps mit Musik und Hunderte von Menschen eingefunden hatten, um die hohen Landesstände, Kirchenfürsten und Großwürdenträger Böhmens in die Stadt zu geleiten. In der Stadt hatten auch die Schützenkrops von Politschka und Leitomischl Aufstellung genommen. Abends spielten 4 Musikkapellen. Am 20. war um 4 Uhr Wecken, um 6 Uhr las der Erzbischof von Prag, Freiherr von Schenk, die heilige Messe, worauf man sich zum Bahnhof begab.

Nun zogen Wanderarbeiter am Telegraphen- und Telefonbau aus Klein Hermigsdorf, Königsfeld, Riebnig und Thomigsdorf den Sommer über mit Baukolonnen durchs Land und kehrten für die Winterszeit zu ihren Familien zurück. Dagegen verloren die Fuhrleute, die bis Triest, Hamburg, Warschau, Budapest ihre Aufträge besorgten, zusehends ihre Arbeit.

Eduard Erxleben, der Sohn des Christian Polykarp Erxleben wird Bürgermeister (bis 1850).

1846 hören wir von der Dilettantenbühne, die zur Installierung des neugewählten Bürgermeisters eine Festvorstellung mit Festprolog darbot.
1847 Bauernunruhen
1848 Am 7.9. Aufhebung der Robot.

Der Landskroner Dr. J. Neugebauer ist als Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt gewählt, in den österreichischen Reichstag der Landskroner Dr. Josef Pawek und in den böhmischen Landtag Josef Pirko.

Die Tschechen nehmen gegenüber den Deutschen eine drohende Haltung ein. In jeder Gemeinde mit mehr als 1000 Einwohnern ist jeder Staatsbürger im Alter von 19 - 50 Jahren zum aktiven Dienst in der Nationalgarde verpflichtet. Außer Dienst ist jeder Gardist berechtigt, einen Schleppsäbel mit Schwarz lackiertem Halteriemen aus Leder zu tragen. Landskron stellt ein Bataillon von 500 Mann auf mit einem Kommandanten und 3 Hauptleuten; eine eigene "Musikbande" gehörte dazu. Säbel und Gewehr mußten selbst gekauft werden. Minderbemittelten half man. Schießübungen erfolgten wochentags auf der Schießstätte.

Pater Anton Baier hinterläßt eine Studenten- und eine Armenstiftung.

In Landskron entstehen Lesevereine.

1849 Landskron bewirbt sich um eine Gymnasium

Erste Briefmarken, erster Telegraph, erste Einkommensteuer

1850 Der österreichische Staat wird politisch eingeteilt. Der politische Bezirk Landskron erhielt 59 Katastralgemeinden mit einem Flächenmaß von 8,3 Quadratmeilen mit 61.944 Einwohnern. Landskron gehört mit noch 10 weiteren Hauptmannschaften zum Kreis Pardubitz. Dem ersten Bezirkshauptmann Graf von Pötting unterstehen die Bezirksämter Landskron und Wildenschwert. Anstelle des Grundherrn als obersten Richter und Gebieter steht der Staat. Er schafft neue Ämter und trennt die politische Verwaltung von der Rechtspflege. Die neue provisorische Gemeindeordnung verlangt die freie Wahl einer neuen Gemeindevertretung, des Gemeinderates und des Gemeindeausschusses (in Landskron 24 Mitglieder). Die Bürger werden (bis 1919) in 3 Wahlkörper je nach Steuerleistung eingeteilt. Diese 3 Wahlkörper wählen zusammen den Gemeindeausschuß, der wiederum aus seiner Mitte den Bürgermeister und 3 Gemeinderäte wählt. Zum Wirkungskreis der Gemeinde zählen u.a. die Armen-, Gesundheits- und Straßenpflege, die Verwaltung des Gemeindevermögens und die Ortspolizei. Diese Einrichtung blieb bis 1945 ziemlich unverändert bestehen.

Die städtische Gerichtsbarkeit hört auf, die Erbrichter verlieren ihre Aufgaben.

Ein 9 Mann starker Gendarmerieposten kommt nach Landskron.

1851 Aufhebung der Nationalgarde
1852 Aus der Knabenschule entsteht die Hauptschule
1853 Der Holzgarten angelegt.
1855 Im Landskroner Kirchensprengel sterben innerhalb von 3 Monaten 256 Menschen an Cholera.
1856 Großes Schulfest auf dem Schloßberg
1857 besteht in Thomigsdorf eine Bodenverbesserungsgenossenschaft.
1858 erwirbt die Stadt vom Fürsten den Lagen und Kurzen Teich und einen Flügel des alten Schlosses, des ehemaligen Klosters, läßt ihn abtragen und erbaut ein modernes Gebäude für die Hauptschule für Knaben und Mädchen und für die dreiklassige Unterrealschule.
1861 Realschule eröffnet; der Fürst spendet der Schule jährlich 100 Gulden.

Das Kalkbrünnl wird durch die Einweihnung des Denkmals zur Eduardsquelle nach Eduard Norbert Erxleben benannt.

1862 Stadtsparkasse gegründet. Der Weberverein aufgelöst. Die Bäume der späteren Friedhofsallee gepflanzt.
1863 Gründung des Landskroner Turnvereins. Der Gesangverein veranstaltet einen Ball zugunsten der notleidenden Weber. Erbrichter Stangler aus Nieder Johnsdorf erwirkt den Straßenbau von Landskron nach Schildberg.
1864 Die Landskroner Peter Bibus und der Dittersbacher Erbrichter Vinzenz Kreuziger sind in den Landtag gewählt.
1865 Militär-Veteranen-Kapelle Landskron Militär-Veteranenverein gegründet (im Bild rechts dessen Kapelle im Jahr 1913).

Die Wahlen für den Landskroner Bezirksausschuß ergeben 23 Vertreter der Landgemeinden, 4 Vertrer der Stadt und 3 Vertreter des Großgrundbesitzes. Obmann ist Erbrichter Franz Stangler aus Nieder Johnsdorf.

Die 23 deutschen und die 10 tschechischen Gemeinden gliedern sich in 3 Sanitätsdistrikte mit je einem Distriktsarzt in Landskron, Thomigsdorf und Böhmisch Rothwasser.

http://www.kreis-landskron.de/