Vertreibung aus Landskron
Organisierte Vertreibung (Deportation)

Aus den Internierungslagern wurden stets 1200 Personen ausgesondert und in 40 (offene) Viehwaggons eines Zuges getrieben. Dort ging die Fahrt dann teilweise schnell, teilweise auch mit Fahrt- und Stehzeiten von mehr als 2 Tagen in Richtung der westlichen oder sowjetischen Besatzungszone. Damit bestimmte der Zeitpunkt der Verladung und damit der Zufall, ob die Fahrt in die amerikanische oder die sowjetische Zone ging. Bei letzteren bedeutete dies nach dem Schicksal der Vertreibung zuerst weitere Mißhandlungen bei den Russen und dann 40 Jahre DDR-Sozialismus.
Es zogen nun viele Tschechen aus dem Landesinneren in die Sudetengebiete.
Die eine, um sich schnell zu bereichern und - wenn beispielsweise das
Holz zum Heizen ausging und auch das Mobiliar verbrannt war - einfach
mit den zuvor zusammengestohlenen Dingen ins nächste Haus weiterzuziehen
(die Tschechen nannten sie Goldgräber). Die anderen, um
ihren Lebensstandard längerfristig zu verbessern und eine Existenz als
Bauer statt als Knecht aufzubauen. Diesen kam zu Gute, daß noch bis 1955
massenhaft deutsche Sklavenarbeiter zur Verfügung standen,
die in der Landwirtschaft sowie im Kohle- und Uranbergbau schwerste
Arbeiten ohne Rücksicht auf Gesundheit und Leben zu verrichten hatten
und damit den Wohlstand ihrer "Besitzer" mehrten.
Zahlreiche deutsche Kinder, deren Eltern ermordet worden waren oder die von
ihren Eltern getrennt wurden, gingen - falls sie überlebten - ebenfalls in
tschechischen "Besitz" über.
Berichte
Franz Gauglitz | Landskron | [FG01], Seite 266f |